„Die Rolle der Pflege muss nicht neu definiert werden, sondern definiert werden.“

So fiel das Fazit von Katharina Scholz (Pfeiffersche Stiftungen) zum Workshop zur Rolle der Pflege aus. Am 22.06. 2022 fand dieser zum ersten Mal mit sechs Teilnehmenden aus verschiedenen gesundheitsbezogenen Einrichtungen im Haus Cumberland am Kurfürstendamm statt. Im Vordergrund des Workshops stand die Frage, wie die Rolle der Pflege in ihrer Verantwortung, Kompetenz und Aufgaben im Klinikalltag neu definiert werden kann.

Qmitment Workshop Juni 2022

Die Rolle der Pflege befindet sich im Umbruch. Schneller Wandel bringt auch immer viele Fragen mit sich: Wie gestaltet man zukünftig sinnvoll die Zusammenarbeit an der Schnittstelle Arzt/Pflege? Benötigt das Weisungsrecht des Arztes eine Reform? Wie können Entscheidungsbefugnisse von Pflegenden mit akademischer Ausbildung gestaltet werden? Immer öfter kommt es zu Rollenunklarheiten. Dies bedeutet Chance und Gefahr zugleich. Die Chance besteht darin, eine eigene Definition zu erarbeiten.

Zunächst tauschten sich die Teilnehmenden unter dem Aspekt des Employer Branding über Maßnahmen und Aktivitäten ihrer Arbeitgeber aus, die die Attraktivität ihres Unternehmens fördern. Positiv hervorgehoben wurden Bezahlung nach Tarifvertrag, die Möglichkeit, ein Leasingrad oder einen Dienstwagen zu nutzen, das Angebot von Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie zur Kinderbetreuung, Mitarbeiterveranstaltungen, betriebliches Gesundheitsmanagement und Personalrabatte oder-zuschüsse. Ergänzend wurden „kleine“ Häuser, angenehme Teamgrößen und eine hohe Fachkräftequote benannt. Auch die Aspekte Mitgestaltung, Intrapreneurship und Social-Media-Aktivitäten des Arbeitgebers wurden von den Teilnehmenden genannt. Im Anschluss folgte ein Impulsvortrag von Jörg Niemann (St. Josef Krankenhaus) zur Stärkung der Rolle Pflegender.

Die (neue) Rolle der Pflege ist ein sehr komplexes Thema − insbesondere vor dem Hintergrund der verschiedenen Qualifikationen (Ausbildung, Studium).

Im Verlauf des Workshops setzten sich die Teilnehmenden intensiver mit der Professionalisierung der Pflege und dem Einsatz von Pflegefachkräften mit Hochschulabschluss (Skill-Grade-Mix) sowie der Interprofessionalität und der Aufgabenverteilung 2.0 im Krankenhaus oder Magnetkrankenhäusern auseinander.

Im Rahmen des Workshops wurde deutlich, dass im Grundsatz zunächst die Frage nach dem pflegerischen Selbstverständnis – und damit die eigentliche Rolle der Pflege – geklärt werden muss.

Anschließend gilt es, patientennahe und -ferne Aufgaben sowie die Grenzen pflegerischen Handelns zu definieren und diese dem interdisziplinären Team zu kommunizieren. Dies wird vermutlich mit einer Disruption einhergehen, wenn die Pflege gewisse Tätigkeiten nicht mehr ausführen wird. Was zu der Frage führt: Was braucht eigentlich der Patient*? Denn schlussendlich bestimmt er die erforderlichen Unterstützungsbedarfe und der Gesetzgeber den Rahmen. Weiterhin sollten Aufgaben definiert werden, welche die Pflege in Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung durchführt, ohne Weisung eines Arztes. Jedoch müssen hierfür entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Schließlich befassten sich die Teilnehmenden mit der Frage, welche Maßnahmen sich konkret in den Organisationen auf Mikroebene umsetzen lassen.- Zunächst war die Idee gereift, einen Prozessmanager auf den Stationen zur Steuerung und Koordination von übergeordneten Prozessen einzusetzen. Die Ärzte und Pflegekräfte sollen als Dienstleister behandlungsorientiert agieren. Der Prozessmanager soll hierzu die Patienten clustern, Bedarfe erfassen und die Schnittstellen berücksichtigen. Weiterhin sollten verbindliche Vereinbarungen getroffen werden, um Transparenz zu schaffen und Nachhaltigkeit zu sichern.

Wie geht es weiter?

Die Expertengruppe hat sich darauf verständigt, zukünftig relevante Probleme oder gesundheitspolitische Fragestellungen während eines Kaminabends gemeinsam zu diskutieren und mögliche Maßnahmen für die Einrichtungen abzuleiten.